Sonntag, 3. Oktober 2010

Die Giftmischer der Stadt

Leseprobe:


Die Giftmischer der Stadt
Ein Kurzkrimi aus tausend und einer Stadt


Georg Engel

Herausgegeben im Selbstverlag:
d-B-f-B, Babenhausen 20

Der Autor erklärt, dass alle Geschehnisse und die im Roman vorkommenden Personen völlig frei erfunden sind – mit Ausnahme mancher Orte und Daten.

Das Museum in der ehemaligen Kaserne in Babenhausen, das es nicht mehr gibt, diente der Kriminalgeschichte als Vorlage.

Es versteht sich von selbst, dass die Namen derer, die im Roman genannt werden, auch nicht im Entferntesten mit einem einzigen Charakterzug oder Eigenart mit Lebenden oder Verstorbenen entsprechen. Die Namen der Romanfiguren sind frei erfunden. Eine Namensgleichheit wä-re rein zufällig.

Ebenfalls rein zufällig wäre jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen und Institutionen, insbesondere mit der Kommunalpolitik in Babenhausen, Gesellschaften oder Firmen.

„Jeder Mensch hat etwas
das ihn antreibt.“

Ich bitte den geneigten Leser um Nachsicht, wenn er in meinem Erstlingswerk auf nicht korrekte Schreibung im Sinne der amtlichen deutschen Rechtschreibung stößt. Ich arbeite dran!

Ganz herzlich möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen, insbesondere bei Karin und Daniela.

Einbruch ins Museum
Das Telefon klingelte. Sonja nahm ab. Der Anrufer meldete sich mit: „Becker“. Sie war erleichtert, denn es ging nicht um ihre Söhne und nicht um Richard.

Sie fuhr mit dem „Twingo“ durch die Bahnunterführung. Ihr war übel, als sie auf die Linksabbiegerspur wechselte. Im Rückspiegel sah sie ihr Gesicht: „Buttermilch & Spucke“. Kein Wunder, acht Uhr morgens und eine solche Nachricht auf nüchternen Magen.“ Normalerweise nahm sie sich Zeit. Heute aber verließ sie, gegen ihre Gewohnheit, kopflos das Haus, in Bluejeans und weit geschnittenem Pullover.

Ein Polizist empfing sie an der Tür. Er stellte sich als Höret vor und sprach „Scheffemer Dialekt“ . Gebräuntes Gesicht, schütteres Haar, un-tersetzt, etwa Anfang vierzig. Durchaus konnte sie ihn schon mal ohne seine Uniform gesehen haben. Die Tür zum Museum war nicht aufgebrochen. Sonja dachte an ihre Söhne, als Höret ihr den Einbruch erklärte.

„Es genügt schon ein leichter Schlag auf einen passenden Schlüsselrohling, um dieses läppische Schloss zu knacken. Kazzelaischd für jeden Einbrecher, der den Kniff kennt“, bemerkte er und ließ Sonja mit den Worten eintreten: „Dräärese enenn !“

„Hoffentlich ist keiner meiner Söhne beteiligt“, überlegte sie besorgt. „Wozu das Türschloss demolieren, wenn zu Hause der Schlüssel am Schlüsselbrett hängt?“

Das Militärmuseum befand sich im Parterre der historischen Kommandantur. Liebevoll waren etliches Kriegsgerät und Marketenderware zusammengetragen. Die Handfeuerwaffen, wie Pistolen und Revolver lagen in Vitrinen. Auch andere Gerätschaften, wie Urkunden, Orden und Plakate waren wohl geordnet. Der ganze Stolz aber waren die Uniformen und Kleider der Armeeangehörigen aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.

Fußnoten: Scheffemer Dialekt = Schaafheimer Dialekt
läppische = fad
Kazzelaischd = ganz leicht
Dräärese enenn = treten sie ein

Einige Glasvitrinen waren zersplittert, Kleiderpuppen umgeworfen und etliche Winchester aus ihren Halterungen gerissen. Eine weibliche Person kam den beiden entgegen und reichte Sonja die Hand.

„Sind Sie die Museumsleiterin?“
„Ja, Sonja Hildebrand.“
„Emma Piel, Kripo Darmstadt, Erkennungsdienst. Ich wurde verständigt, um den Einbruch aufzunehmen. Können Sie bitte feststellen, was fehlt?“
Zu Höret gewandt: „Lassen Sie keinen herein, bevor nicht der Erkennungsdienst da war.“

Sie trug Nylons an langen Beinen. Mit kurzem königsblauen Minirock wirkten die noch länger. An zierlichen Knöcheln trug sie farblich dazu passende Stiefelletten. Eine perfekte Erscheinung, schlank, stramme Waden und langes, platinblondes Haar.

„Keine Naziparolen, keine rassistischen Schmierereien. Auch nicht uriniert oder Kot verschmiert. Nochmals Glück gehabt, Frau Hildebrand“, blaffte das junge, schöne Gesicht.

Der kleine Museumsverein hatte sich redlich bemüht, die Exponate ansprechend und nett zu dekorieren. Sonja ließ den Kopf hängen: „Reparieren, aufräumen, putzen und neu ordnen.“

„Besitzen Sie eine Inventarliste?“ Sonja schaute in ein ebenmäßiges Gesicht, kornblumenblaue Augen mit regulierten Zahnreihen. „Blutjung, bildhübsch und rotzfrech“, kam es ihr in den Sinn.

Sonja: „Ja!“
Emma: „Die Glasvitrinen sind ziemlich neu. Kommen viele Besucher? Ich frage nur wegen der Fingerabdrücke.“
„Nagelneu, erst kürzlich aufgestellt – mit Spenden finanziert“, entgegnete Sonja mit Tränen in den Augen.
Emma gerührt: „Tut mir leid.“

Sonjas Blick fiel auf die unbekleidete Puppe. „Dem Nordstaatler fehlt das Gewehr!“, stellte sie lakonisch fest. Wiederholt hatte sie darauf gedrungen, die noch schussfähigen Exponate unbrauchbar zu machen. „Hatte der Einbrecher auch die dazugehörige Munition mitgenommen? Tatsächlich, Vorderlader samt Blei und Ladestock fehlten.“

Der Bürgermeister
Beim Interview mit der städtischen Lokalpresse kamen Sonja erste Zwei-fel, ob es für Becker diesmal reichen würde.

„Eigentlich habe ich mir nie träumen lassen, einmal Museumsleiterin zu sein“, erklärte Sonja dem Reporter auf dessen Nachfrage hin. „Ich habe mich einfach beworben“, meinte sie selbstbewusst. „Seit der Wiedereröffnung des historischen Teils der Kaserne haben sich die Besucherzahlen stetig noch oben bewegt. Es kommen viele Leute aus dem Umland, um sich umzuschauen.“
(Eine Ausbildung als Museumsleiterin hatte sie nicht)

Was Sonja nicht zum Besten gab, aber sehr beunruhigte, war der Zwist um den Ankauf. Viel zu teuer und unnötig, war in Leserbriefen zu lesen und eine schnoddrige Bemerkung Beckers: „Die Presse möge doch die üblen Verleumdungen gegenüber seiner Person unterbinden. Damit würde das Amt des Bürgermeisters beschädigt. Er habe sich nichts vorzuwerfen.“

Sonja war sich nicht sicher, was Becker damit bezwecken wollte. Niemand beschuldigte ihn. Der Magistrat hatte dem Ankauf zugestimmt.
„Will er womöglich einen ‚Showdown’ an der Gersprenz provozieren? Ein Polittheater, das geneigten Wählern gegeben wird, um von Schlimmerem abzulenken?“

Prompt meldete sich der Oppositionsführer zu Wort und attestierte Becker einen denkbar schlechten Führungsstil. Auf der einen Seite der gewiefte, stets einsatzfreudige Becker, 64. Auf der anderen Seite Peters, 53, ein Newcomer. Bekennender Machtmensch, der die brisante Situation um die Kasernenkonversion auszunutzen verstand.

„Er ist aus dem gleichen Holz geschnitzt und scheint Becker ebenbürtig zu sein“, war sich Sonja sicher. ‚Womöglich deshalb nimmt der ‚schwar-ze Becker’ den ‚roten Peters’ ins Visier“, überlegte sie. „Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft gegen die ‚Meiers’ bietet beiden die Chan-ce zur Profilierung. Daher das Rühren in der Giftbrühe“, vermutete sie.



Auch ohne das Gerangel um die Konversion war noch manches ungereimt. Wer waren die Nutznießer und wer die Verlierer? Spekuliert wurde

Fußnote:
Showdown = Entscheidungskampf
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Ein Kurzkrimi aus tausend und einer hessichen Kleinstadt

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GeorgEngel - 3. Okt, 20:58

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